Arbeiten in Deutschland: Was dir vom Brutto bleibt

Du suchst nach einem Job in Deutschland oder überlegst noch, ob sich die Auswanderung für dich lohnt? 

Deutschland hat ein starkes soziales Netz und als Arbeitnehmer stehen dir eine Reihe von Rechten zu. Neben deinen Rechten solltest du aber auch deine Pflichten kennen.

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Dein Brutto-Einkommen

Mit deinem Arbeitgeber verhandelst du dein Brutto-Lohn. Wie viel dir davon am Ende übrig bleibt, hängt von deiner persönlichen Situation ab.

Der Brutto-Lohn unterliegt grundsätzlich der Vertragsfreiheit. Das heißt, dass es an dir liegt, deinen Lohn mit deinem Arbeitgeber zu verhandeln.

Nach unten gibt es allerdings eine Grenze: Der gesetzliche Mindestlohn.

 

Mindestlohn in Deutschland

Seit dem 1. Januar 2024 beträgt der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland 12,41 Euro brutto in der Stunde. Das heißt, dass dein Arbeitgeber dir mindestens 12,41 Euro pro Stunde bezahlen muss. Eine andere Vereinbarung ist nicht zulässig.

Ab 2025 steigt die unterste Lohngrenze auf 12,82 Euro.

In Arbeitsverträgen wird oft vermerkt, dass eine bestimmte Anzahl Überstunden schon in deinem  Monatsgehalt enthalten sind. Wenn du nur den Mindestlohn bekommst, ist das jedoch nicht erlaubt!

Durchschnittseinkommen in Deutschland

Je nach Qualifikation und Branche unterscheiden sich die Einkommen sehr unterschiedlich. Laut statistischem Bundesamt lag das Durchschnittseinkommen 2023 in Deutschland bei rund 4300,00 Euro monatlich.

Aber gut, wie gesagt, was am Ende wirklich übrig bleibt, hängt von deiner persönlichen Situation ab.

Schauen wir uns also an, was von deinem Brutto-Lohn noch abgezogen wird.

Was vom Brutto übrig bleibt

Dein Einkommen musst du in Deutschland versteuern. Wie hoch die Einkommenssteuer ausfällt, hängt unter anderem von deiner Lohnsteuerklasse ab. Mit den Lohnsteuerklassen versucht der deutsche Staat Ungleichheiten auszugleichen. So zahlt eine Familie prozentual weniger Steuern als ein Single.

Wie eingangs erwähnt, gibt es in Deutschland ein großes soziales Netz. Die hohe soziale Sicherheit wird zum Teil direkt finanziert und zum anderen Teil durch Steuereinnahmen.

Das heißt für dich, dass von deinem Brutto-Einkommen Abzüge weggehen.

Sozialversicherung in Deutschland

In Deutschland gibt es die Sozialversicherung, die verschiedene Bereiche abdeckt. Genaugenommen umfasst die Sozialversicherung mehrere Versicherungen: Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Pflegeversicherung.

Jeder, der angestellt arbeitet, zahlt Beiträge in diese Systeme ein. Im Allgemeinen teilen sich dein Arbeitgeber und du die Beiträge. Dein Arbeitgeber führt diese für dich ab, also überweist sie an den jeweiligen Träger. Deinen Anteil siehst du also nur auf deine Lohnbescheinigung. 

Schauen wir uns die einzelnen Bestandteile an:

Krankenversicherung in Deutschland

Die Krankenversicherung ist in Deutschland eine Pflichtversicherung. Sie deckt im wesentlichen deine medizinische Versorgung ab, wie zum Beispiel den Zahnarztbesuch oder die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft.

Bei welcher gesetzlichen Krankenkasse du dich versicherst, ist dir Überlassen. 

Der Beitrag beträgt 14,6 % deines Brutto-Einkommens. 

Die einzelnen Kassen unterscheiden sich bei den Leistungen und bei der Höhe des Zusatzbeitrags, der zwischen 1,0 und 2,7 % deines Einkommens liegt. 

Es lohnt sich also, die Krankenkassen zu vergleichen!

Rentenversicherung in Deutschland

Deine Rentenbeiträge werden verwendet, um Rentenleistungen an diejenigen zu zahlen, die in Rente gehen. 

Die Höhe der Rente hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Dauer der Beitragszahlungen und dem durchschnittlichen Einkommen während der Erwerbstätigkeit. Es gibt verschiedene Arten von Renten, darunter die Altersrente für Personen im Rentenalter, die Erwerbsminderungsrente für Personen, die aufgrund von gesundheitlichen Problemen nicht mehr arbeiten können, und Hinterbliebenenrenten für die Familienangehörigen verstorbener Rentenberechtigter. 

Die Rentenversicherung soll sicherstellen, dass Menschen im Alter oder bei Invalidität finanziell abgesichert sind und ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Du solltest darüber hinaus jedoch auch Privat für das Alter vorsorgen.

Deine Beiträge übernimmt zur Hälfte dein Arbeitgeber, der auch deinen Anteil direkt abführt.

Arbeitslosenversicherung in Deutschland

Auch die Arbeitslosenversicherung ist ein Teil des deutschen Sozialversicherungssystems, bei dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber Beiträge in die Arbeitslosenversicherung einzahlen .

Wenn jemand arbeitslos wird, kann er Arbeitslosengeld erhalten, das einen Teil des vorherigen Einkommens ersetzt und dabei hilft, finanzielle Engpässe zu überbrücken, während er nach einem neuen Job sucht.

Der Beitragssatz für die Arbeitslosenversicherung wird in Prozent des Bruttoeinkommens berechnet und wird je zur Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber getragen. Zum Beispiel lag der Beitragssatz im Jahr 2022 bei 2,4% des Bruttoeinkommens, wobei Arbeitnehmer und Arbeitgeber jeweils 1,2% zahlen. Diese Beiträge finanzieren das Arbeitslosengeld und andere Leistungen der Arbeitslosenversicherung (zum Beispiel auch beglaubigte Zeugnisübersetzung für die berufliche Anerkennung).

Steuern und Gebühren

Neben den Sozialversicherungsbeiträgen werden in Deutschland noch weitere Abzüge vom Bruttolohn vorgenommen. Dazu gehören unter anderem:

  1. Lohnsteuer: Die Lohnsteuer wird direkt vom Arbeitgeber einbehalten und an das Finanzamt abgeführt. Die Höhe der Lohnsteuer hängt vom Einkommen sowie von persönlichen Umständen wie Familienstand und Kinderzahl ab.

  2. Solidaritätszuschlag (SolZ): Der Solidaritätszuschlag ist eine zusätzliche Steuer, die auf die Lohn- und Einkommensteuer erhoben wird. Sie wurde eingeführt, um die Kosten der deutschen Einheit nach der Wiedervereinigung zu decken.

  3. Kirchensteuer: Wenn man Mitglied einer steuererhebenden Religionsgemeinschaft ist (meistens der katholischen oder evangelischen Kirche), wird auch die Kirchensteuer vom Lohn abgezogen. Diese wird ebenfalls direkt vom Arbeitgeber einbehalten und an die entsprechende Religionsgemeinschaft abgeführt.

 
Darüber hinaus gibt es noch den Rundfunkbeitrag – auch bekannt als GEZ. Er wird nicht vom Arbeitsgeber abgeführt sondern direkt vom Beitragsservice eingezahlt.
 
Der Rundfunkbeitrag ist eine Gebühr, die in Deutschland erhoben wird, um die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zu finanzieren, wie zum Beispiel ARD, ZDF und Deutschlandradio. 
Jeder Haushalt, unabhängig davon, ob er ein Empfangsgerät besitzt oder nutzt, muss diesen Beitrag zahlen. Die Höhe des Rundfunkbeitrags wird pro Haushalt festgesetzt und ist unabhängig von der Anzahl der Personen oder Geräte im Haushalt. Er ist einkommensunabhängig, du kannst dich bei geringem Einkommen oder dem Bezug von staatlichen Leistungen jedoch befreien lassen.
 
Der Rundfunkbeitrag wird verwendet, um Programme zu produzieren und auszustrahlen, die einen breiten Informations- und Unterhaltungswert für die Bevölkerung bieten sollen.

Beispielrechnung

Damit du eine Idee hast, wie viel Geld am Ende wirklich übrig bleibt, geben wir dir ein paar Beispiele.

 

Du bekommst Mindestlohn, lebst in Hamburg, bist nicht in der Kirche und hast weder Kinder noch bist du verheiratet? Von deinem Bruttogehalt bleiben rund 1560,00 € übrig. Verheiratet blieben rund 1700,00 € übrig.

Wohnst du hingegen mit deinen zwei Kindern in Bayern und bist Mitglied der katholischen Kirche, verheiratet und in der Steuerklasse III, bleiben dir von deinen 4000,00 € brutto monatlich 2900,00 €. Unverheiratet und ohne Kinder wären es hingegen 2560,00 €.

Einen Überblick über deine persönliche Situation kannst du dir bei einem Brutto-Netto-Rechner verschaffen.

Welche Kosten für eine Wohnung auf dich zukommen, erfährst du in unserem Beitrag zum Thema “Was wohnen in Deutschland kostet“.

Und bei dir?

Wie hast du dich mit deinem ersten Gehalt in Deutschland gefühlt? Wir können uns vorstellen, dass du überrascht warst, dass du nicht deinen ganzen Arbeitslohn ausgezahlt bekommen hast?! 

Oder hast du dich wegen des guten sozialen Netzes für Deutschland entschieden?

Lass uns gern deinen Kommentar da und teile diesen Beitrag mit deinen Freunden, die unbedingt wissen sollten, was vom Brutto übrig bleibt!

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